Wie „grün” kann Skitourimus sein?

Wie „grün” kann Skitourimus sein?

Naturschutz und alpiner Skisport müssen kein Widerspruch sein. Viele Skigebiete denken bereits um. MySOULUTION präsentiert innovative Skigebiete, die sich bereits heute als ökologisch nachhaltiger Skibetrieb auszeichnen. Doch wie sieht das Skigebiet der Zukunft aus?


Nachhaltigkeit und Naturschutz sind immer wichtiger werdende Faktoren in unserem Leben. Das Umweltbewusstsein der Bevölkerung wächst, und so, auch das der Skifahrer. Der Skizirkus war gestern. Heute fährt der Tourist der Zukunft nicht mehr nur in die actionreichste oder familienfreundlichste Region, sondern (auch) in die nachhaltigste. Doch welche neuen Wege gibt es, um den Wintersport umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten?

Das Villengratental: Ein Skigebiet ohne Lifte

„Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ In den 1970er- Jahren noch belächelt, hat sich das abgelegene Skigebiet in Osttirol schon vor 50 Jahren gegen Skilifte ausgesprochen. Obwohl das schneesichere Hochtal und die Topografie der Berge ideal für ein größeres Skigebiet wären, verzichtet das Villengratental noch immer auf Skilifte. Dieses Skigebiet ist das Skitouren-Mekka Österreichs.

Wie „grün” kann Skitourimus sein?
Das Villgratental ist ein Skitourenparadies. (© TVB Osttirol/W9Studios)

Tourengeher werden mit speziellen Taxis zu den Ausgangspunkten gebracht, und auf Anruf wieder abgeholt. LVS-Checkpunkte und Leitsysteme sorgen für Sicherheit und schulen zugleich den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Dieses Tal steht im Einklang mit der Natur. Perfekt für jeden der uriges Handwerk, regionale und vor allem saisonale Küche schätzt.  

Die grüne Schneekanone aus Osttirol

Die Geschichte des Apothekers Stefan Pickl aus Osttirol ist unglaublich. Der leidenschaftliche Tüftler hat vor hatte vor zwei Jahren seinen Durchbruch. Seine ökologisch nachhaltige Technik zur künstlichen Schneeproduktion durch die Zugabe von Quarzmehl ist um 20 Prozent effektiver als die herkömmlichen Maschinen. Diese Erfindung verbraucht weniger Energie, kann aber gleichzeitig mehr Schnee produzieren.

Wie „grün” kann Skitourimus sein?
Schneekanone (Symbolbild). © Skilifte Warth

Leider springen die Schneekanonenhersteller nicht auf diese nachhaltige Erkenntnis auf. Während Skigebiete großes Interesse hätten, verlassen sich Hersteller auf die große Nachfrage nach bestehenden Geräten. Es bleibt zu hoffen, dass sich das bald ändern wird.

Energieautark auf der Riesenalm

Aus Wasserkraft wird Strom und Schnee. Seit der Wintersaison 2019/20 ist das Skigebiet auf der  Riesneralm in der Steiermark energieautark. Der Donnerbach macht es möglich. Mit dem Bau eines „E-Werkes“ werden jährlich rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Damit wird dreimal so viel grüne Energie erzeugt als die saisonale Beschneiung und der Betrieb des gesamten Skigebiets überhaupt erfordert.

Das Besondere: Das Werk ist mit einem Rohrsystem direkt an der Beschneiungsanlage angeschlossen. Dadurch erspart man sich den Bau eines weiteren Beschneiungsteiches, bei dem das Wasser für die Schneeerzeugung zwischengelagert werden kann. Mit diesem einzigartigen Modell ist man nun in der Lage, die Beschneiung über den Stromverkauf zu refinanzieren. Zugleich wird technisch alles so vorbereitet, dass ein Teil der erzeugten Wasser-Energie direkt im Netz der Riesneralm verbraucht werden kann.

Ischgl ist Klimaneutral

Auch das Skigebiet von Ischgl ist seit der Wintersaison 2019/2020 klimaneutral. Alle nicht vermeidbaren Treibshausgasemissionen, die durch den Skibetrieb entstehen, werden über ein international anerkanntes Klimaschutzprojekt in Peru ausgeglichen. Darüber hinaus engagiert sich das Skigebiet auch in der Region und unterstützt im Rahmen eines Naturschutzprojektes eine Wiederaufforstung mit rund 10.000 klimafitten Zirben- und Lärchenbäumen. Ab 1. Januar 2021 stellt das Skigebiet komplett auf österreichischen Ökostrom um. 

Livigno ohne Plastik

Das größte Skigebiet der Lombardei ist seit 2020 nun plastikfrei. Das kostbare Erbe der Natur Livignos wird durch das Verbot der Verwendung von Einwegplastik bewahrt. Das bedeutet, dass in ganz Livigno keine Gegenstände aus Einwegplastik wie Plastikbecher, Strohhalme, Plastikflaschen o.ä. verwendet werden dürfen. 
Öffentliche Gebäude, Tourismusbüros, ebenso allen Restaurants, Hotels und Geschäfte sind seit dem 1. Jänner 2020 plastikfrei.

Recycling in Serfaus-Fiss-Ladis

Das Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis setzt auf Recycling. Um die Natur zu schützen und um Kosten zu sparen, komprimieren Bergrestaurants den Müll in eigenen Recyclingstationen. Der Müll wird getrennt und mit einer eigenen Presse komprimiert und gelagert. Der Clou: Der Abtransport des Mülls wird erst nach der Schneeschmelze erfolgen. Dadurch vermeidet man teure und CO2, intensive Helikopterflüge oder Fahrten mit den Materialseilbahnen oder Pistengeräten.

Autorin: Julia Reißner