Reges Treiben herrscht rund um den Haller Münzerturm und die Burg Hasegg. In Hall sind Pferdegespanne unterwegs, voll beladen mit Salz aus der Saline und Holz aus der Umgebung. Eifrig und lautstark hört man Händler feilschen sowie Marktfrauen ihre Ware anbieten.
Das historische Solbad Hall war im 15./16. Jahrhundert einer der bedeutendsten mitteleuropäischen Dreh- und Angelpunkte der damaligen Wirtschaft, bedeutender noch als die heutige Landeshauptstadt Innsbruck. Salz, das weiße Gold, wurde im Halltal abgebaut und über den Inn verschifft, ebenso wie die reichen Kupfer- und Silberfunde aus dem nahe gelegenen Bergwerk Schwaz über die Innschifffahrt von Hall aus weiter in den Osten verkauft wurden, Rattenberg stellte in Glashütten aus Hall begehrte Glaswaren her.
Die florierende Wirtschaft – hatten die Haller Kaufleute doch ein Vorkaufsrecht – zog einen stetig höheren Bedarf an Münzgeld mit sich – in logischer Konsequenz wurden diese dann auch in der Stadt geprägt, da Landesfürst Ferdinand II. 1477 die Münzstätte von Meran nach Hall verlegte.
Als erster Standort wurde der Ansitz Sparberegg gewählt. Die große Münzreform des Landesfürsten Ferdinand II. und die damit verbundene Prägung des so genannten Guldiners, einer Silbermünze im Wert einer Goldmünze, ist mit dem Ansitz Sparberegg, dem heutigen Damenstift, verbunden. Eine zwar nachvollziehbare, zur damaligen Zeit allerdings revolutionäre Entscheidung. Dazu muss man wissen, dass es im Habsburgerreich kaum Gold gab, Silber jedoch genug. Im Jahr 1567 übersiedelte die Münzstätte – wohl auch aus Platzgründen – dauerhaft in die Haller Burg Hasegg, beschützt vom Münzertor sowie dem gewaltigen Münzerturm, der bis heute eindrucksvoll das Stadtbild prägt.
Hall und der US-Dollar
Was den US-Dollar mit der Haller Münze verbindet, ist heute kaum mehr bekannt. Doch ist es historisch gesichert, dass sich aus dem „Guldiner“ im Laufe der Zeit der „Taler“ entwickelte, der im Zuge der Habsburgischen Besitzungen in Amerika und Südamerika über den Ozean gelangte, woraus dann später der „Dollar“ entstand. In der Zeit des Mittelalters lebte eine Familie von einem Taler oder Gulden ein ganzes Jahr lang. Dieses Jahreseinkommen machte die Prägung von kleineren Einheiten unbedingt notwendig und sicherte der Münzstätte laufend ausgesprochen viel Arbeit.
Vom Hammer zur Walze
Die anfängliche Hammerprägung wurde bereits 1567 von der Walzenprägung unterstützt. Den Haller Münzern gelang die Entwicklung dieser genial konstruierten Maschine, die von einem Wasserrad betrieben wurde. War die Kunst des Stempelschneiders – auch heute noch im Österreichischen Hauptmünzamt Wien zu finden – schon immer eine ganz besondere, so war seine Geschicklichkeit nun von noch größerer Bedeutung. 19 Prägungsbilder befinden sich auf einer Walze und die Prägung vorne und hinten musste perfekt zusammenpassen.
Die noch heute in der Münze Hall zu besichtigende Spindelprägemaschine wurde im 18. Jahrhundert entwickelt. Nur solcherart konnten die benötigten Mengen an Münzgeld – das den Tauschhandel dauerhaft verdrängt hatte – hergestellt werden.
Unvorstellbare 17 Millionen Stück Taler wurden zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia in Hall geprägt. Später, unter Andreas Hofer wurden 1809 die letzten Münzen in Hall geprägt und 1814 wurde der Standort geschlossen.
Erst die 1970iger Jahre brachten frischen Wind in die alten Gemäuer. Der damalige Landeshauptmann Dr. Eduard Wallnöfer eröffnete offiziell 1975 die Alte Münze Hall. „Dieser Eröffnung ging viel Engagement der Stadt Hall sowie der neu gegründeten Tiroler Numismatischen Gesellschaft“ erinnert sich Sepp Perkmann, Gründungsmitglied dieser Gesellschaft und Zeitzeuge der ersten Stunde. Jahrelang ehrenamtlich tätig, wurde er 1980 zum ersten neuzeitlichen Münzmeister Halls ernannt – nach beinahe 200 Jahren Stillstand und Ruhe in der Burg Hasegg.
Heute werden in Hall nur mehr spezielle Münzen und Medaillen für besondere Anlässe produziert. Im Zuge der Belebung der Alten Münze in der Burg Hasegg wurde auch der Münzerturm wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für Leben in den ehrwürdigen Gemäuern sorgen heute die Turmfalken, die sich hier angesiedelt haben. Was sie wohl über die Entwicklung des Geldes in unserer Zeit denken mögen?
Interview mit Sepp Perkmann, Münzmeister in Hall in Tirol
Wie war das damals, als nach 200 Jahren der Schließung wieder Leben in den Münzturm kam?
Sepp Perkmann: Ja, die Wiedereröffnung der Burg in den 70er-Jahren war aufregend und arbeitsintensiv. Die Räumlichkeiten waren in ziemlich schlechtem Zustand. Allerdings kamen im Laufe der Zeit echte Kostbarkeiten wie originale Fresken zum Vorschein.
Wie wird man eigentlich Münzmeister?
Meine erste Münze war eine Gedenkmedaille des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr. Viel Wissen habe ich mir selbst angeeignet, da kam die Gründung der Tiroler Numismatischen Gesellschaft 1971 grade zur rechten Zeit. Die Faszination von Münzen, ihre Herstellung sowie ihre Geschichte haben mich seit damals in ihren Bann gezogen, das hat sich bis heute nicht geändert.
Welche Münzen wurden in Hall geprägt?
1976 wurden 100-Schilling-Münzen in Zusammenarbeit mit dem Hauptmünzamt Wien in Hall geprägt, später auch 500-Schilling-Münzen. Weltweit folgte ich vielen Einladungen und kam mit meinem Prägestock im Gepäck in der ganzen Welt herum. So habe ich fast ganz Europa bereist, war jedoch auch in Japan, Kanada, den USA und Mittelamerika unterwegs. Doch auch heimische Vereine und Privatpersonen wünschten sich persönliche Gedenkmünzen, die in Hall von mir als Münzmeister hergestellt wurden. Touristen aus aller Welt kamen in die Burg oder wollten von mir Münzen haben. Darauf war und bin ich sehr stolz.
Besuchen Sie die Geburtsstätte des Dollars
In Hall erwarten Sie wunderschöne Ausflugsziele. Erleben Sie einen Rundgang durch drei erbauliche Sehenswürdigkeiten, und prägen Sie Ihre Münzen selbst!
Museum Münze Hall
Es erwarten Sie zahlreichen Details zur Prägung von Münzen und den dazugehörigen mächtigen Maschinen. Das Highlight des Museums ist der Nachbau der ersten Münzprägemaschine, die im Mittalter als technische Sensation galt und täglich rund 4.000 Münzen prägte.
Burg Hasegg
Bestaunen Sie die historischen Wasserräder in der Burg Hasegg. Die bei Grabungsarbeiten freigelegten Wasserräder, zeigten eine noch gut erhaltene hydraulische Antriebsanlage. Die Funktion der Wasserräder spielte bei der Münzprägung eine wichtige Rolle.
Münzerturm
Besteigen Sie den legendären Münzerturm: Das Wahrzeichen Wahrzeichen Halls, wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der kleine Treppenturm begeistert mit seiner einzigartigen dreiläufigen Treppe und als Heimat der Turmfalken.