Die Blaumeise im Winter. Wenn die Bäume kahl sind, lassen sich Vögel besonders gut beobachten. (© Andreas Giessler)
Die Blaumeise im Winter. Wenn die Bäume kahl sind, lassen sich Vögel besonders gut beobachten. (© Andreas Giessler)

Heimische Vögel im Winter richtig erkennen

Bald ist es wieder soweit: In der ersten Januarwoche ist die „Stunde der Wintervögel“. Gerade im Winter, wenn das Laub von den Bäumen gefallen ist und die Futterstelle im heimischen Garten oder Balkon zum Anziehungspunkt wird, sind Vögel leichter zu beobachten.


Vögel beobachten im Winter: Wenn das Laub von den Bäumen gefallen ist und die Futterstelle im heimischen Garten oder Balkon zum Anziehungspunkt wird, sind Vögel leichter zu beobachten. Mit ein bisschen Geduld, einem Fernglas, einem Notizblock und Bestimmungsbuch oder entsprechender App können (Hobby-)Ornithologen die verschiedenen Arten leichter identifizieren. Eine gute Alternative zum Buch ist der digital guide.

Das heimische Rotkehlchen (©Frank Derer)
Das heimische Rotkehlchen (©Frank Derer)

Helfen Sie den heimischen Vogelschutzorganisationen

Vom 8. bis 10. Januar 2021 rufen die Vogelschutzorganisationen zur Beobachtung der Wintervögel auf. Ziel der Aktion ist es, mehr Informationen über die heimischen Vögel im Siedlungsraum zu sammeln. Das Mitmachen ist nicht kompliziert – einfach eine Stunde Vögel zählen und das Ergebnis an Birdlife, NABU oder LBV melden. 

Im nachfolgenden Interview mit Annika Lange finden Sie einige Tipps für die richtige Beobachtung von Vögeln.

Ein Star im Winterparadies. (©Andreas Giessler)
Ein Star im Winterparadies. (©Andreas Giessler)

Interview mit Biologin Annika Lange

Welche Vögel in der kalten Jahreszeit in heimischen Breitengraden zu sehen und woran sie zu erkennen sind, erklärt Annika Lange, Biologin beim LBV.

Welche Vögel sind im Winter bei uns in Deutschland und Österreich zu sehen?

Im Winter begegnen uns zum Beispiel Sperlinge (Haussperlinge, Feldsperlinge), Finkenvögel (zum Beispiel Buchfinken, Bergfinken, Stieglitze, Grünfinken, Erlenzeisige, Kernbeißer, Gimpel), Drosseln (Amseln, Misteldrosseln, Wacholderdrosseln), Meisen (Blaumeisen, Kohlmeisen, Haubenmeisen), Rabenvögel (Elstern, Rabenkrähen, Eichelhäher, Dohlen, in manchen Teilen Deutschlands Nebelkrähen), aber auch verschiedene Tauben, Stare und Spechte, Kleiber, Rotkehlchen sowie Zaunkönige sind häufig zu sehen.

Welche davon sind typischerweise daheim im Garten zu sehen und welche in freier Wildbahn? 

Die bereits aufgezählten Vögel kommen alle eigentlich auch mehr oder weniger häufig in Gärten vor. In „freier Wildbahn“ trifft man abhängig vom Lebensraum, dem so genannten Habitat, aber natürlich noch ganz andere Vögel. Spannend sind zum Beispiel immer Gewässer. Da sieht man im Winter Enten (Stockenten, Reiherenten, seltener auch Schellenten), Lachmöwen (im Winter unauffälliger im Schlichtkleid unterwegs), Kormorane, Graureiher, Silberreiher, Kanadagänse und Blässrallen. Vögel nutzen im Winter übrigens häufiger verschiedene Habitate als zur Brutzeit.

Hat sich dabei etwas in den letzten Jahren geändert?

Bei vielen Arten zeigt sich schon ein mehr oder weniger deutlicher Rückgang des Bestandes. Klimakrise, Insektensterben und Lebensraumschwund fordern auch von Vögeln ihren Tribut. Andererseits ist zu beobachten, dass mit den zunehmend milderen Wintern gerade Teilzieher, also Arten, die nur teilweise in der kalten Jahreszeit aus dem Brutgebiet in den Süden ziehen, häufiger in Deutschland bleiben. Viele Vögel, die früher den Winter im Mittelmeerraum verbracht haben, trifft man heutzutage auch im Dezember oder Januar in unserer Landschaft an.

Welche Vögel sind im Winter bei uns inWie gehe ich bei der Bestimmung der Vogelarten vor? Auf was sollten Beobachter schauen?

Am besten ist es, einen unbekannten Vogel erst einmal in eine Kategorie einzuordnen. Dabei können Größe und Form von Füßen, Beinen, Schnabel, Hals und Körper helfen, aber auch der Gesamteindruck, das Verhalten, der Lebensraum und selbst die Flugbewegung liefern wichtige Hinweise. Finken erkennt man beispielsweise am kräftigen Schnabel. Bei Entenvögeln hilft die Lage des Vogels im Wasser, um zu unterscheiden, ob man eine Tauch- oder eine Gründelente vor sich hat. Hat man die Kategorie eingeschränkt, kann man sich dann auf die Färbung konzentrieren. Manche Singvögel sehen sich allerdings so ähnlich, dass man sie fast nur am Gesang unterscheiden kann. Andere wiederum erkennt man auf den ersten Blick an markanten Merkmalen, wie den Wiedehopf. 

Wie können sich Birdwatcher auf die Vogelbeobachtung vorbereiten? Und was sollten sie dabeihaben?

Das wichtigste Werkzeug zur Vogelbeobachtung ist ein Fernglas. Ohne Fernglas kann es schwierig werden, wenn von den Vögeln nicht viel zu sehen ist. Außerdem sind Bestimmungshilfen und etwas zum Notieren sinnvoll. Für unterschiedliche Wissensstände gibt es zahlreiche Apps und Bücher, die bei der Bestimmung helfen. Im Notizbuch – oder mit der Notizfunktion auf dem Smartphone – können sich Beobachter markante Merkmale und auffällige Verhaltensweisen aufschreiben und später noch einmal in Erinnerung rufen, was sie gesehen haben, darüber nachdenken oder nachschlagen. Denn wenn viele Vögel unterwegs sind, reicht die Zeit zur Bestimmung im Gelände oft nicht. Außerdem erhöht das die Motivation, weil man sich den eigenen Erfolg vor Augen führen kann. Und der Lerneffekt ist größer, weil man genauer hinsieht und Bestimmungen, die man nach einigen Tagen vergessen hat, noch einmal nachlesen kann.

Heimische Vögel im Winter richtig erkennen
Der wunderschöne Stieglitz auf einem Ast (©Monika Graf)

Vögel mit dem richtigen Fernglas beobachten

Mit dem Fernglas vom Tiroler Familienunternehmen SWAROVSKI OPTIK können Birdwatcher Vögel beobachten und dank der dG App im gleichen Schritt identifizieren.